Claudia Waldner: Freiraum
20. Mai – 15. Juli 2012
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FREIRAUM
Den Begriff Freiraum inszeniert Claudia Waldner im schau! fenster in Sachseln auf unterschiedliche Art und Weise. Sie erweitert die Definition und verflechtet den inneren Freiraum poetisch mit der Andeutung auf Träume, Illusionen, Gedanken und Wünsche mit dem äusseren Raum.
Ein Freiraum ist die Freiheit, die eine Person oder eine Gruppe zur Entwicklung, Definition und Entfaltung ihrer Identität und Kreativität benötigt. In der Realität sind Freiräume durch ständige innere und äussere Einflüsse in Bewegung und nie wirklich statisch. Das Individuum selbst als auch die soziale und materielle Umwelt können Motor für die Veränderung sein. Diese Flexibilität entsteht durch Verdrängung, Verschiebung, Ausdehnung und Schrumpfung der einzelnen Freiräume. Freiräume befinden sich somit immer in einem metamorphosen Zustand.
Ein weiterer, noch viel grösserer Freiraum, verbirgt sich im Schlaf. Ein Phänomen, das sich unserem bewussten Willen zum grossen Teil entzieht, aber dennoch ein Drittel unserer Zeit in Anspruch nimmt. Im Schlaf entstehen die Träume als Fenster zu unbewussten Freiräumen.
schauf! fenster links:
Da, wo einmal ein Jugendstilofen im Raum zu sehen war, ist keiner mehr vorhanden. An diesem Ort wächst nun ein altes Ofenrohr aus der Wand und windet sich, fast wie ein Wesen, surreal durch den Raum. Es wölbt sich mal nach oben, mal nach unten oder scheint zu schweben, bis es dann plötzlich im Boden verschwindet und an einem anderen Ende wieder auftaucht. Schlussendlich saugt es sich mit der Öffnung am Schaufenster fest, als wolle es in die Freiheit gelangen oder einen Blick nach Aussen erhaschen.
Betrachtet man von Aussen das Fenster, so kann man in das innere des Rohres blicken. Dort sieht man in einem kleinen Monitor kurze Flimsequenzen verschiedener Räume. Die Ausschnitte zeigen ungemachte Betten von Paaren, Kindern, alten oder jungen Menschen. Ebenso wird ein Blick auf das "Schlafgemach" bzw. die Zelle frei, in welcher Bruder Klaus von Flühe damals als Einsiedler schlief.
Es sind verborgene und intime Räume in denen gerade noch geschlafen und geträumt wurde. Still und fast bewegungslos. Ein Balanceakt zwischen dem inneren und äusseren Freiraum. Das ruhende, leere Bett ist zumeist zentral. Ungemacht und zerwühlt kann man eine dagewesene Bewegung im Schlaf nur noch erahnen.
schauf! fenster rechts:
Im Gegensatz zu den stillen und statischen Bildern, fliegen im anderen Schaufenster weisse Daunenfeder wie ein Wolkenmeer wirbelnd umher. Im Aussenraum taucht ein Ofenrohr aus dem Boden auf und biegt sich zum Fenster hinauf. Ob es Energie zu- oder abführt bleibt dem Betrachter überlassen.
Claudia Waldner, 2012
Technik: LCD Monitor mit integriertem MPEG-Player // Video HD / PAL / color/ Loop 10 Meter Ofenrohr, 2 Kilo weisse Daunenfedern, Ventilator