Judith Albert: Kunststoff

1. März – 17. Mai 2009

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Das 1908 erbaute Haus, dessen Geschichten und Bewohner, war Inspirations-Stoff für die erste Kunstausstellung: Regierungsrat Alois Rohrer (1880–1973) führte im Parterre zusammen mit seinem Sohn Louis eine «Einnehmerei» der Obwaldner Kantonalbank, die noch manchen Einheimischen in Erinnerung sein wird. Karl Alfred Rohrer, sein zweitältester Sohn (1915–2001) hat nach seiner Lehre zum Schneidermeister im Haus ein Schneideratelier eröffnet und das Haus nach dem Tod seines Vaters übernommen. Er nähte vor allem klassische Herrenanzüge und Militäruniformen. Nach seinem Tod stand das Haus sechs Jahre leer. Seither wird das Haus von den jetzigen Bewohnenden neu belebt.

Judith Albert (*1969 in Sarnen, lebt und arbeitet in Zürich) greift in der Eröffnungsausstellung die Geschichte und die Vergangenheit des Hauses und die ehemalige Funktion der Schaufenster auf und verknüpft das Gewesene mit der jetzigen Funktion der Schaufenster. Für einmal zeigt die Künstlerin keine Videoarbeit sondern nimmt  uns mit auf eine Reise mit fliessendem Stoff.

In der Arbeit KUNSTSTOFF wickelt sich in beiden Schaufenstern jungfräulich weisser Baumwollstoff emsig ab und wieder auf. Mal ist das Schaufenster halbvoll von Stoffwülsten, dann rollt sich der Stoff in geordneten Bahnen wieder auf. Das Weiss als Projektionsfläche. Ein endloser Loop von auf- und abrollendem Stoff. Ein nicht versiegender Strom von fliessendem Gewebe zwischen dem Innen und Aussen, vorbei an Gewohnheiten, vorbei an Erinnerungen. Der Vorhang hebt und senkt sich. Und dann kurz bevor sich der Vorhang wieder von neuem aufwickelt erscheint für einen Moment das Wort CHANGE. Change für den Richtungswechsel des Stoffes, Change als Wechsel der Funktion der Schaufenster zur Kunstplattform. Change als Erinnerungsfetzen an das Vergangene und Change als Energie der jetzigen Zeit.

 

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